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Literaturhinweise beziehen sich auf die Angaben im Literaturverzeichnis der Rubrik "Dokumente".
Die Bewohner der Walkemühle Lehrer, Schüler und Helfer
Die folgenden Angaben bzgl. der Aufenthaltszeiten von Bewohnern in der Walkemühle stammen aus dem Auszug aus dem Melderegister der Gemeinde Adelshausen, Kreis Melsungen, über die von 1921 bis 1933 für die Walkemühle gemeldeten Personen, das 1961 von Max Mayr erstellt wurde. In dem Verzeichnis sind Namen von 193 Personen angeführt. Mayr war lange Jahre als Häftling im KZ Buchenwald sog. Kommandiertenschreiber und bemerkte zu diesem Melderegisterauszug:
- Immerhin hatte es uns schon immer gewundert, dass die Gestapo s.Zt. offenbar keinen Gebrauch davon gemacht hat, sonst wären doch viele Prozesse gegen unsere Freunde ganz gewiss kompletter gewesen und anders verlaufen.
Im März 1933 waren noch 36 Personen in der Walkemühle gemeldet, darunter 22 Kinder. Von den bei Wikipedia erwähnten ISK-Mitgliedern, waren viele auch zu Kursen in der Walkemühle, ohne im Einwohnermeldeverzeichnis extra eingetragen worden zu sein. So kommt z.B. Leonard Nelson in diesem Melderegisterauszug nicht vor.
Mit den seiner Zeit benutzten Bezeichnungen werden hier ausgewählte Bewohner aufgeführt als Schüler, Helfer oder Lehrer.
Schüler waren einerseits schulpflichtige Kinder, teilweise noch im Kindergartenalter; andererseits erwachsene Berufstätige. Erwachsene Schüler mussten ebenso wie die Helfer über aktive politische Erfahrungen verfügen, etwa in Gewerkschaften, im Arbeiter-Abstinenten-Bund oder im Freidenkerverband, bevor sie ausgewählt von lokalen Gruppen des ISK in die Walkemühle kommen konnten mit dem Ziel später als Funktionäre des ISK zu arbeiten.
Helfer waren ausgebildete ArbeiterInnen bzw. HandwerkerInnen, meist Schlosser, Schreiner oder Köchinnen, die, ohne Lohn zu erhalten, in den Werkstätten bzw. der Küche der Walkemühle für den Eigenbedarf des Landerziehungsheims arbeiteten, aber insbesondere auch den Schülern handwerkliche Grundfertigkeiten beibrachten; manche Helfer nahmen zeitweise zusätzlich an Kursen für die erwachsenen Schüler teil.
In der folgenden Liste sind neben den Meldezeiten in der Walkemühle nur wenige Angaben über spätere politische bzw. berufliche Betätigung angeführt. Hinweise zu Emigration resp. zu Verfolgung während der Nazi-Zeit fehlen auf diesen Seiten. Dazu müsste eine neue Geschichte des ISK geschrieben werden.
Zu fast allen der nun Genannten finden sich teilweise sehr ausführliche biografische Hinweise bei Rüther Internationaler Sozialistischer Kampf-Bund - Deutschland im ersten Nachkriegsjahr. Das Buch enthält auf den Seiten 541 – 650 einen frei zugänglichen Anhang mit Kurzbiographien ab Seite 548.[1]
Die Philosophisch-Politische-Akademie pflegt eine Liste ihrer Mitglieder. Dort gibt es zu Vielen der nun Genannten zusätzliche biografische Hinweise.
Zu Einigen gibt es auch bibliografische Daten, die über den jeweiligen Link bei WorldCat leicht erhältlich sind. Durch Eingabe des betrachteten Namens sind diese Informationen dort zu finden.
In der Tageszeitung Der Funke des ISK haben viele Bewohner der Walkemühle Artikel geschrieben. Nach Eingabe eines Autorennamens auf dieser Seite werden die Titel und die zugehörigen Links auf die jeweiligen Artikel angezeigt.
Bei den Online-Findmitteln des Archivs der sozialen Demokratie bietet sich die Möglichkeit, durch Eingabe eines Namens auf dieser Seite eine Liste von Fotos der betreffenden Person zu erhalten.
In der offizielen Geschichte der Stadt Melsungen wird auf Seite 233 fälschlicherweise behauptet:
- Obwohl die Bewohner [der Walkemühle] sich bei der Machübernahme schnellstens entfernten, wird das Anwesen durch SA und Hilfspolizei [am 14. März 1933] erstürmt, besetzt, durchsucht und in Besitz genommen. Da man der Bewohner nicht mehr habhaft werden kann, vergreift man sich an den Toten.
Die in der folgenden Liste fett markierten Abmeldedaten beweisen das Gegenteil von schneller Entfernung und nicht mehr Habhaftmachung.
Lehrer
Fritz Eberhard, geb. Hellmuth Freiherr von Rauschenplat
18.11.1924–22.6.1925, 12.10.1925–9.5.1933.
1948–1949 Mitglied des parlamentarischen Rates, 1949–1958 Intendant des Süddeutschen Rundfunks.
Biographie: Rückblicke auf Biographie und Werk.
Willi Eichler
14.6.1922–12.6.1923.
1947–1968 Vorstandsmitglied der SPD, Mitglied des Landtages von NRW, des Deutschen Bundestages und der Parlamentarischen Versammlung des Europarates bis 1953.
Biographie: Ethischer Sozialismus und soziale Demokratie - der politische Weg Willi Eichlers vom ISK zur SPD.
Paul Goosmann
10.10.1926–13.6.1927.
1945 – 1974 Professor für Erziehungswissenschaft an der Pädagogischen Hochschule Bremen, später Universität Bremen.
Autobiographie: Erinnerungen eines Bremer Reformpädagogen.
Gustav Heckmann
9.10.1927–3.5.1933.
1946 – 1982 Professor für Philosophie und Pädagogik an der Pädagogischen Hochschule Hannover.
Biographie: Vernunft, Ethik, Politik Gustav Heckmann zum 85. Geburtstag.
Video: Ein Leben im 20sten Jahrhundert.
Grete Henry-Hermann
6.11.1927–3.5.1928, 24.3.1933–20.4.1933.
1950–1966 Professorin für Philosophie und Physik an der Pädagogischen Hochschule Bremen
Statt einer Biographie: Grete Henry-Hermann: Philosophie – Mathematik – Quantenmechanik
Hans Lewinski
8.5.1932–21.3.1933.
Rüther S. 599.
Julie Pohlmann
1.3.1923–19.4.1933
Rüther S. 609.
Minna Specht
5.11.1923–19.4.1933.
1946–1951 Leiterin der Odenwaldschule, ab 1952 Mitarbeiterin im UNESCO-Institut für Pädagogik in Hamburg und im Exekutivausschuss der deutschen UNESCO-Kommission.
Biographie: Minna Specht Eine Sozialistin in der Landerziehungsheimbewegung (1918 bis 1951).
Liselotte Wettig
8.12.1927–24.3.1933.
Autorin von: Das Problem der Strafe in der Erziehung.
Ludwig Wunder
15.5.1921–29.12.1924.
Nach 1945 kurzzeitig kommissarischer Bürgermeisters von Michelbach.
Biographie: Im Kampf gegen die autoritäre Schule - der Reformpädagoge Ludwig Wunder (1878-1949).
Schüler
Hermann Beermann
29.2.1928–18.11.1929.
1962 – 1969 stellvertretender Vorsitzender des DGB.
Rüther S. 551.
Hanna Bertholet
25.5.1930–29.3.1931, unter ihrem damaligen Namen Hanna Fortmüller.
Leiterin der Verlage Öffentliches Leben und Europäische Verlagsanstalt.
Rüther S. 552.
René Bertholet
2.6.1928–27.3.1929, 17.5.1930–29.3.1931.
Nach 1944 Mitarbeiter bzw. Leiter des Schweizerischen Arbeiterhilfswerkes
und 1950 Gründer von Genossenschaften in Brasilien.
Biographie: René Bertholet (1907-1969).[2]
Rüther S. 552.
Chen, Chi Yin
8.8.1924-10.6.1925, 11.10.1929-17.4.1930
Veröffentliche mehrere Artikel [3] in der Tageszeiting des ISK
Der Funke,
insbesondere Leonard Nelson und Konfuzius[4]
Siehe auch: Thomas Kampen:
Chi-Yin Chen aus Wanhsien in Berlin und Göttingen und Marxistische Arbeiter-Schulung in Berlin: Eine Chinesin berichtet.
Alexander Dehms
24.5.1924–10.9.1927.
1951–1967 Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, 1975 Stadtältester von Berlin.
Rüther S. 571.
Grete Eichenberg
11.5.1931–27.11.1931.
Stadtverordnete in Kassel und später dort lange Jahre ehrenamtliche Stadträtin.
Rüther S. 554.
Allan Flanders
23.7.1929–30.3.1930, 16.5.1930–13.10.1930, 3.5.1931–3.12.1931.
1949 Senior Lecturer in Industrial Relations in Oxford, 1964 Fellow Nuffield College Oxford.
Wilhelm Fuhrmann
17.6.1929–30.3.1930.
Dezember 1943 bis Dezember 1945 US-Soldat im Pazifikkrieg, später Gewerkschaftssekretär in New York.
Rüther S. 578.
Werner Hansen geb. Wilhelm Heidorn
12.11.1928–26.3.1929.
1947 – 1956 Vorsitzender des DGB-Bezirks Nordrhein-Westfalen und bis 1969 Mitglied des DGB-Bundesvorstandes.
Biographie: Werner Hansen (1905–1972) (pdf).
Eva Lewinski
2.5.1928–9.7.1929, 15.5.1930–4.2.1932
Nach Internierung im Lager Gurs gelang Emigration in die USA. Dort u.a. erfolgreich in der Unterstützung für Emigranten.
Biographie: Kathy, Peter and Tom Pfister:
Eva and Otto: Resistance, Refugees, and Love in the Time of Hitler
Siehe auch die Eva and Otto Pfister papers im United States Holocaust Memorial Museum.
Rüther S. 599.
Mascha Oettli
26.4.1928–7.3.1929, 1.8.1930–7.4.1931.
1952 – 1970 Zentralsekretärin der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz.
Rüther S. 606.
Julius Philippson
??–13.10.1930.
1934 „Reichsschulungsleiter“ des ISK; lebte in Magdeburg.
Vom Volksgerichtshof im Dezember 1939 zu einer lebenslänglichen Zuchthausstrafe verurteilt.
Im Mai 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Biographie: Stadt Magdeburg: Wir erinnern an Julius Philippson. [pdf].
Nora Platiel geb. Eleonore Block
27.7.1925–8.9.1925.
1951 Landgerichtsdirektorin in Kassel, 1954–1966 Mitglied des Hessischen Landtags, 1960–1966 stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag.
Ausführliche Informationen bei platiel2019
Biographie: Sozialistin - Emigrantin - Politikerin.
Willi Schaper
25.7.1927–22.3.1930.
Treuhänder des ISK für den Wiederaufbau der Walkemühle 1945–1949.
Rüther S. 616.
Hellmut Schmalz
20.4.1925–27.4.1926.
1959–1968 Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft.
Nora Walter
2.5.1932–21.3.1933.
1982–2001 Zweite Vorsitzende der Philosophisch-Politischen Akademie.
Siehe den Nachlass im Archiv der sozialen Demokratie.
Willi Warnke
1.6.1931–19.4.1933.
1946–1972 Stadtverordneter in Kassel, 1967–1972 stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher, 1972 Stadtältester von Kassel.
Rüther S. 627.